Tettau — Die Geschäftsführungen der Glasindustrie machen Druck. Sie wollen, dass bei der Thematik Energiewende, Energieversorgungssicherheit, wettbewerbsfähige Strompreise für die energieintensiven Betriebe endlich Bewegung in die Politik kommt.
Sie wollen Klarheit sowie eine gewisse Rechts- und Planungssicherheit. Weiterhin würden sie es begrüßen, wenn manche Politiker im Landkreis hinsichtlich der Etablierung von erneuerbaren Energien und Windrädern mehr Offenheit zeigen würden. Das wurde am Montag beim Besuch des parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Florian Pronold (SPD) bei Gerresheimer Tettau deutlich. Der Geschäftsführer von Gerresheimer Tettau, Bernd Hörauf erklärte Pronold, dass die Glasindustrie beim Thema Energie an einen Strang ziehe. Er sprach von den Herausforderungen der Glasindustrie am Rennsteig, wie Energieversorgung, Stromkosten, Klimaplan CO2-freies Deutschland, bürokratische Hürden und dem technologischen Wandel (wir berichteten). Hörauf: „Macht endlich verlässliche Rahmenbedingungen, trefft Entscheidungen – sonst fällen andere die Entscheidungen!“ Lobende Worte fand er für die Kommunalpolitiker, die in den letzten Jahren mit dem Lucas- Cranach-Campus vieles auf den Weg gebracht haben. Diese sollten aber bedenken, dass es durchaus passieren könnte, dass zum Schluss zwar Fachkräfte und Akademiker vorhanden seien, aber die Industrie weg sei. Der Landkreis Kronach stehe mit der Automobil-, der Glas und der Kunststoffindustrie auf drei Säulen – die aufgrund von politischen Rahmenbedingungen, Wettbewerbsnachteilen ins Wanken kommen könnten. Pro Jahr investieren die drei Glashütten am Rennsteig rund 200 Millionen Euro in neue Gebäude und nachhaltige Technologien und somit in die Sicherung von rund 5000 Arbeitsplätzen. Das alles könnte in Gefahr kommen, wenn die Politik keine verlässlichen Strukturen für die Bewältigung der Energiewende findet. Sowohl für Hörauf als auch für Carl-August Heinz und den Vertreter von Wiegand- Glas, Aaron Sieber, steht fest, dass es ohne Stromleitungen und den Ausbau von erneuerbarer Energien – auch im Landkreis Kronach – keine Versorgungssicherheit und bezahlbare Strompreise geben wird. Die Geschäftsführer beziehungsweise Führungskräfte gaben dem SPD-Politiker verschiedene Diskussionspunkte mit auf den Weg. Es geht um die Kosten, Art und Zuverlässigkeit der Energieversorgung, um den Klimaplan „Deutschland CO2- frei“. Welche Kosten entstehen, wie könne dabei die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie gewährleistet werden, welche Technologien stehen dabei zur Verfügung? Weiterhin sollen Pronold und sein Team sich mit Planbarkeit, Rückforderungen durch die EU, künftigen Grenzwerten auseinandersetzen. Zudem soll über Förderkulissen für technologischen Wandel nachgedacht werden. „Wir müssen schneller werden“, meinte Florian Pronold wenn es um die Gestaltung der Energiewende gehe. Und: „Wir brauchen grünen Wasserstoff!“. Dafür aber müssen die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Durchaus kann sich der Politiker vorstellen, dass grüner Wasserstoff zwar in anderen Ländern produziert werde, aber Deutschland das Knowhow liefert. Als dringend notwendig erachtete es Pronold zudem, dass energieintensive Betriebe mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Viele wüssten nicht um die Bedeutung dieser Industrie. Pronold räumte auch ein, dass viele Kollegen beim Thema Energie den Leuten nach den Mund reden. Damit müsse Schluss sein, forderte der einstige IG-BCE Vorsitzende für den Landkreis Kronach, Richard Rauh (SPD). Den Menschen müsse klar gemacht werden, dass es ohne Stromleitungen, Windkraft, Solar nicht gehe, zudem müssten ihnen die Kosten mitgeteilt werden. Letztendlich lud Pronold die Vertreter der Glasindustrie nach Berlin ein. Er versprach, diese mit Mitentscheidern an einem Tisch zu bringen. Carl- August Heinz schlug vor, Vertreter der Industriegewerkschaft Industrie Bergbau (IG BCE) mitzunehmen. Zum einen arbeite man mit dieser Gewerkschaft gut zusammen, zum anderen betreffe die Problematik rund um das Thema Energie nicht nur die Geschäftsführung, sondern vor allemauch die Mitarbeiter sowie die gesamte Region.
Text und Fotos von Veronika Schadeck