Die Fahne kehrt heim

29. Oktober 2012

In derHermann-Söllner-Halle in Ludwigsstadt fand am Samstagnachmittag die feierliche Übergabe der SPD-Flagge für Probstzella statt. Somit kehrt dieses Wahr- und Erinnerungszeichen in seine Heimat zurück.

Fahnenübergabe1

Ludwigsstadt — Es war ein feierlicher Moment, als der Ortsvorsitzende der SPD Ludwigsstadt, Hubert Bischoff, seinem Kollegen aus Probstzella, Andreas Gloth-Pfaff, die SPD-Fahne überreichte. Diese kann jetzt im Franz-Itting-Zimmer im „Haus des Volkes“ in Probstzella begutachtet werden.

Das Schmuckstück hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Während der Nazi-Zeit wurde diese Fahne im Itting-Werk versteckt. Als das SED-Regime nach dem Krieg viele Zeugnisse der Sozialdemokraten vernichten wollte, band Franz Vogel, der im Jahr 1968 gestorben ist, das Wahrzeichen um den Körper und floh nach Ludwigsstadt. Dort wurde diese Fahne der örtlichen SPD treuhänderisch übergeben –mit dem Vermächtnis, dass sie nach der Neugründung eines SPD-Ortsverbandes Probstzellawieder in dieHeimat zurückgeführt wird. Der heute über 80-jährige Erich Modes war ein Zeitzeuge, der als 18-Jähriger im Jahr 1946 von Probstzella nach Ludwigsstadt geflohen ist. Für ihn ist ein langer Wunschmit der Rückführung der Fahne in Erfüllung gegangen. Leider konnte er an der Feierlichkeit krankheitsbedingt nicht teilnehmen.

Sein Sohn, Martin Modes gab dafür einen kurzen Einblick in die Chronik der SPD-Fahne. Er ging auch auf den „roten“ Franz Itting ein, der das „Haus des Volkes“ hat erbauen lassen. SPD-Fahnen in den neuen Bundesländern seien keine Selbstverständlichkeit, sagte er. Viele seien zuerst den Nazis, später dem SED-Regime in die Hände gefallen. Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) bezeichnete die Fahne als einZeichen der Solidarität, als ein Symbol des Zusammenwachsens und der länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen seiner Stadt und Probstzella. Seinen SPD-Bürgermeisterkollegen Marko Wolfram erinnert die Fahne an die Wurzeln der Sozialdemokratie. „Wir können stolz darauf sein, was unsere Väter geleistet haben“, unterstrich der Politiker aus Probstzella. Der heimische SPD-Kreisvorsitzende Ralf Pohl wertete die Fahne als Zeichen der demokratischen Arbeiterbewegung, aber auch als Aufforderung, gegen Rechtsextremismus und gegen die Feinde der Demokratie vorzugehen sowie für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Die thüringische Sozialministerin Heike Taubert (SPD) bezeichnete die Fahne als Unikat.

Sie erinnerte sich daran, wie sie ihre Kindheit in der einstigen DDR erlebt hat. Sie erinnerte sich auch an den Tag der Grenzöffnung und zeigte sich dankbar für den Mauerfall. Sie versuchte auch zu trösten, indemsie darauf verwies, dass die Ludwigsstadter Genossen ihre Fahne ja weiterhin – halt nur wenige Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt – besichtigen können. Geschichte und Erinnerung Der Ortsvorsitzende von Probstzella, Andreas Gloth- Pfaff, räumte ein, dass er bisher nurwenigBezug zu dieserFahne gehabt habe. „Als ich diese aber in der Hand hatte, hat mich das Gefühl erfasst.“ Für ihn bedeute die Fahne Geschichte und Erinnerung an die Entbehrungen, welche die Sozialdemokraten während der Nazi-Zeit und unter dem SED-Regime haben auf sich nehmen müssen. Es sei ein tolles Gefühl, dass sich mit der Übergabe ein Vermächtnis erfüllt habe.

Bewegt von der historischenÜbergabewar auch MdL Christa Steiger (SPD). Sie war, wie alle anwesenden Genossen, überzeugt, dassmit dieser Fahne ein weiteres Bindeglied zwischen Probstzella und Ludwigsstadt entstanden ist.

Verfasst von Veronika Schadeck (Fränkischer Tag, 29.10.2012)

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