Das Vermächtnis der Fahne erfüllt sich

30. Oktober 2012

Der SPD-Ortsverein Probstzella hat das edle Stück wieder. 64 Jahre, nachdem es nach Franken gekommen war, kehrt es zurück – und zwar ins Haus des Volkes.

FahneOVVorsitzende

Ludwigsstadt – „Jetzt ist das Vermächtnis erfüllt.“ Andreas Gloth- Pfaff, der die Probstzellaer SPD führt, freut sich sichtlich, als die alte Fahne der Probstzellaer SPD am Samstagnachmittag im kleinen Saal der Hermann- Söllner Halle vom Ludwigsstadter Ortsverband übergeben wird.
Die Fahne, die jetzt im Franz-Itting-Zimmer im „Haus des Volkes“ in Probstzella begutachtet werden kann, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Während der Nazizeit wurde sie im Itting-Werk versteckt. Als das SED-Regime nach dem Krieg viele Zeugnisse der Sozialdemokraten vernichten wollte, band Franz Vogel, der im Jahre 1968 verstorben ist, das Wahrzeichen um den Körper und floh 1948 nach Ludwigsstadt. Dort wurde diese der SPD treuhänderisch übergeben mit der Maßgabe, das Stück nach der Neugründung eines SPD-Ortsverbandes Probstzella wieder in die Heimat zurückzuführen.
Für den über 80-jährigen Erich Modes, ein Zeitzeuge, der als 18-Jähriger 1946 von Probstzella nach Ludwigsstadt geflohen ist, ist ein langer Wunsch mit der Rückführung der Fahne in Erfüllung gegangen. Leider konnte er an der Feierlichkeit krankheitsbedingt nicht teilnehmen. Sein Sohn, Martin Modes, ging in der Feierstunde auf die Geschichte der SPD Fahne und den „roten“ Franz Itting, den Erbauer des „Hauses des Volkes“ in Probstzellla ein. Andreas Gloth-Pfaff gestand, dass er bisher wenig Bezug zu der Fahne hatte: „Als ich die Fahne in die Hand bekommen habe, hat mich ein besonderes Gefühl erfasst.“ Für ihn bedeute sie Geschichte und Erinnerungen an Entbehrungen, die die Sozialdemokraten während der Nazizeit und unter dem SED-Regime auf sich nehmen hatten müssen. Es sei ein tolles Gefühl, dass sich mit der Übergabe ein Vermächtnis erfüllt habe.
Ludwigsstadts Bürgermeister Timo Ehrhardt sah die Fahne als ein Zeichen der Solidarität, ein Symbol des Zusammenwachsens und der länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen seiner Stadt und Probstzella. Seinen SPD-Bürgermeisterkollegen Marko Wolfram erinnert die Fahne an die Wurzeln der Sozialdemokratie: „Wir können stolz darauf sein, was unsere Väter geleistet haben.“
Als „etwas ganz besonders, etwas ganz einmaliges“ bezeichnete Landtagsabgeordnete Christa Steiger die Übergabe der Fahne. Bei Berichten darüber, wie die Fahne gerettet worden sei, bekomme man eine Gänsehaut. Nicht jeder würde das auf sich nehmen. „Diese Fahne ist deutlich mehr als ein Symbol. Sie zeigt auf, wo wir herkommen und dass wir stolz darauf sein können.“Auch für den Kronacher SPDKreisvorsitzenden Ralf Pohl ist die Fahne weit mehr als ein Stück Stoff. Mit der Übergabe bewahrheite sich wieder einmal Willy Brandts Satz, dass zusammenwächst, was zusammengehört. Er wertete sie als Zeichen der demokratischen Arbeiterbewegung, aber auch als Aufforderung, gegen Rechtsextremismus und gegen die Feinde der Demokratie vorzugehen sowie für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Die thüringische Sozialministerin Heike Taubert bezeichnete die Fahne als Unikat. Sie sei ein Zeichen der Zugehörigkeit. Während die Menschen in der DDR bitter enttäuscht darüber waren, welches System nach 1945 in der DDR entstanden sei, im Gegensatz dazu könne man heute dankbar sein. Es sei wichtig, dies auch an die Jungen weiterzutragen. Ihnen sollte man vermitteln, welche Symbole wichtig sind.

von Peter Fiedler (Neue Presse vom 30.10.12)

Eintrag ins Goldene Buch:

GoldenesBuch

Teilen